Mit ihrem ersten neuen Studioalbum seit fünf Jahren liefert die preisgekrönte und international gefeierte Sängerin aus Kanada ein weiteres konzeptionell ambitioniertes Werk ab: Songs für die Dunkelheit – für Abend- und Nachtstimmungen der intensiven Art. Die erklärte „Nachteule“ Holly Cole inszeniert mit einem erlesenen Kreis musikalischer Mitstreiter eine intime musikalische Nachtreise mit Stippvisiten bei erlesenen Songperlen von Waits bis Lightfoot. Co-Produziert von Holly Cole und Greg Cohen, ist dieses Album ein weiterer unter die Haut gehender Beweis für die individuelle Meisterschaft der Kanadierin als interpretative Sängerin – bei einem Thema, bei dem sie persönlich emotional zu Hause ist. Elf wunderbare Songs für die besondere Zeit zwischen Tag und Traum.
“The night is filled with secrets…” Holly Cole
„The night time is the right time“ … ein altes Blues-Motiv, einst besungen von Ray Charles und vielen anderen. Für die kanadische Sängerin Holly Cole ist es mehr als nur ein Songtitel, auch Lebensmotto aus Überzeugung. Denn die große Songinterpretin und erklärte „Nachteule“ aus Toronto liebt die Zeit der Dunkelheit, vor allem die Stunden nach Mitternacht. Ein Umstand, der sich auch im prägnanten Titel ihres mit Spannung erwarteten neuen Albums NIGHT wiederfindet. Ein Album als innige Liebeserklärung an die Nacht und ihre Magie. An die geheimnisvollen Stunden, in denen sich das Geplapper des Alltags verflüchtigt, die Kreativität erwacht, und man die Welt mit anderen Augen sehen bzw. mit anderen Ohren hören kann. Die Stunden der Freiheit.
Es ist nicht das erste Mal, das Holly Cole ein neues Werk unter eine thematische Überschrift stellt. „Romantically Helpless“ war ein Album über die romantische Liebe, bei „Shade“ ging es um sommerliche Hitze-Zustände, „Baby, It’s Cold Outside“ erzählte von Winter- und Weihnachtsgefühlen. Seitdem Frank Sinatra in den fünfziger Jahren thematische Konzepte für seine Platten entwickelte, wird im Jazz und Pop die Umarmung einer Songkollektion durch ein übergeordnetes Thema geschätzt – auch von Holly Cole. Sie entdeckte im kreativen Prozess zu NIGHT ein weiteres Mal, wie das ausgewählte Repertoire ein übergeordnetes Thema vorgeben kann – und nicht umgekehrt. Die Songs gab es schon vor dem Konzept, doch erst bei der Arbeit merkte man, wohin die Reise thematisch ging.
Seit dem die aus Halifax/Nova Scotia stammende und heute in Toronto lebende Chanteuse mit den Tom Waits-Interpretationen ihres Albums „Temptation“ (1995) auch außerhalb ihrer Heimat bekannt wurde – vor allem in Japan und Deutschland – gilt sie als eine der führenden interpretativen Sängerinnen der Gegenwart im Spannungsfeld von Jazz und Pop. Sie stellt dabei Hank Williams neben Cole Porter und Tom Waits neben Irving Berlin – vieles findet Platz. Die Kunst von Holly Cole ist es dabei, Interpretationen mit vielen Qualitäten zu liefern: Originalität, Emotion, Raffinesse, Würde, Erotik, Humor…>
Selbst altbekannte Songs erstrahlen bei ihr in frischer Bedeutungsfülle und werden wie neu geboren in die Welt entsandt – unterwegs zum Herzen des Publikums. Sinnlich, intensiv, gänzlich ohne (Retro-)Kalkül. Ein Kontinuum in der langen Karriere der Sängerin, die 1986 nach Toronto kam und 1990 ihr erstes Album „Girl Talk“ veröffentlichte. Viele weitere folgten, regelmäßige Tourneen auch in Deutschland festigten ihren Ruf als bedeutende Song-Stilistin.
Die Kunst von Holly Cole kommt aus der Stille. Dort sieht sie selbst den Ursprungsort kreativer Spannungszustände, inspiriert nicht selten von der Aura nächtlicher Stunden, geschützt vor dem bedrohlichen Informationsüberfluss der digitalen Welt. Die Nacht als Ort der Entdeckung und der Konzentration, die Dunkelheit als Einladung zu friedvoller Einkehr, mit einer Lizenz, das zu tun, was man tun möchte. Eine Grundhaltung, die nicht zuletzt auf frühen Kindheitserlebnissen der Sängerin basiert, als Vater Cole seine von Krupphusten geplagte Tochter oft auf nächtliche Gänge entführte. Es ist die früheste Kindheitserinnerung von Holly Cole – auf den Schultern ihres Vaters die Nacht zu erkunden, mit der Wahrnehmung eines Kindes, behütet und heilsam. Der Wunsch, die Welt immer wieder mit den „Augen der Nacht“ zu erleben, ist geblieben – und entwickelt sich hier neu in der Musik.
Diese Art entdeckerischer Ambition in Songs zu vermitteln, ist eine Kunst, die Holly Cole auf NIGHT intensiv demonstriert. Abermals unterstützt von Musikern und Freunden, die sie als Seelenverwandte und Vertraute schätzt, als Spieler und Zuhörer. Es ist die Wiedervereinigung des allerersten Holly Cole Trios mit Aaron Davis (Piano) und David Piltch (Bass). Letzterer heute vor allem im Umfeld des Produzenten Joe Henry tätig und ersterer – gemeinsam mit Co-Produzent Greg Cohen – hier auch als Arrangeur vertreten. Dazu kommen unter anderem Davide DiRenzo (Drums) und Johnny Johnson (Blasintrumente) sowie Gastauftritte u.a. von Greg Leisz (Lap Steel), Kevin Breit (Gitarre) und Cyro Baptista (Percussion). Insgesamt 18 Songs nahm man auf. 11 davon (zzgl. 2 Bonustracks) befinden sich auf der deutschen Veröffentlichung des Albums.
Wie auch schon in der Vergangenheit treffen dabei Songs aus ganz unterschiedlichen Genres der Musikwelt aufeinander – von John Barry („You Only Live Twice“ – das James Bond-Thema) und Mort Shuman („Viva Las Vegas“) bis zu Tom Waits („Walk Away“, „Whistling Past The Graveyard“), Jacques Brel („If You Go Away) und Gordon Lightfoot („If You Could Read My Mind“). Besonders letztere Auswahl ist eine Überraschung – kaum jemals zuvor hat Holly Cole einen Song der kanadischen Folklegende Lightfoot interpretiert. Ihre kanadische Identität schlägt sich außerdem in der Interpretationen eines Songs des kanadischen Spätsechziger-Duos „The Poppy Family“ nieder („I Thought Of You Again“). Dazu kommt ein Klassiker des amerikanischen Songwriter/Folk-Repertoires von Danny O’Keefe („Good Time Charlie’s Got The Blues“), ein Captain Beefheart-Song („Love Lies“), der Balladenklassiker „I Only Have Eyes For You“ und – last but not least – das Cole-Original „You’ve Got A Secret“.
Auch die Geheimnisse dieser neuen Songkollektion von Holly Cole sind zahlreich. Sie als Hörer zu entdecken – am Besten im wohligen Schutz der Dunkelheit – ein lohnendes Unterfangen. Der Prozess der musikalischen Dekonstruktion und Neudefinition bleibt ein wesentlicher Aspekt im Schaffen von Holly Cole und er wirkt bisweilen Wunder. „Subtext is my best friend“ – „Das Unterschwellige ist mein bester Freund“ bemerkt die Künstlerin dazu mit typischer Ironie und deutet gleichzeitig an, dass die kreative Reise noch längst nicht zu Ende ist, auch wenn die Pause zum Vorgänger-Album „Holly Cole“ (2007) lang war. Doch dafür gibt es gute Gründe, zu finden auch im persönlichen Umfeld der Sängerin. Dort gab es viel Kummer, Gefahr und Verlust. Gleichaltrige Freunde starben, Beziehungen lösten sich auf, und es gab – als besonders einschneidenden Moment – das leibhaftige Erleben des 8,8-Erdbebens in Japan 2011. Fünf Minuten, die eine Ewigkeit voller Todesangst dauerten. Weder Band noch Begleitung in Sichtweite, auf einer anderen Etage eines Hotels in Tokio. „Es war ein das Leben verändernder Moment“, sagt sie nachdenklich im Rückblick. Eine Situation, die Holly Cole zum Glück unverletzt überlebt und auch kreativ verarbeitet hat – mit neuem Focus auf die Musik. Ein Grund von vielen, die NIGHT zu einem der besten und intensivsten Alben in der an Höhepunkten nicht armen Discographie von Holly Cole machen. Willkommen zurück.
My Past
“Have you met Miss Cole? In the past, this – slightly modified – question from the title of a famous Rodgers & Hart classic had to be answered negatively when it came to Holly Cole live on DVD. Fortunately, “Steal This Night” puts an end to this frustrating situation by presenting a wonderful concert filmed at a legendary place: Glenn Gould Studio in Toronto. After many albums and concerts in Canada, the US, the Far East and in Europe, the celebrated songstress from Canada finally presents a live concert performance on CD and DVD. It stands as a many things at the same time – among them a nice encounter with a hometown audience on home turf, also a reunion of the original Holly Cole Trio featuring pianist Aaron Davis and bassist David Piltch. The band is completed by Davide Direnzo (Drums), John Johnson (reeds) and Bob Piltch (guitar). But mostly “Steal The Night” stands as another demonstration of Holly Cole’s immense talents as a performer – highly musical, profoundly intelligent, exquisitely intense.
The Album itself
The “Steal The Night” event took place in August 2011 and this recorded document was released in Canada only six months afterwards. Finally, it’s coming out in Europe as well. As the concert was organized with the utmost attention and care, the result is filled to the brim with quality – technical, musical and emotional. Singer and band present a repertoire that include favorites from all stages of Holly Cole’s career – 9 songs on CD, 11 on DVD, excluding an additional live track in the DVD’s bonus section, next to fundamental biographical info about all players and three fascinating documentary films („Holly In Japan“ / „The Trio“ / „Coming To Toronto“).
It’s well known what makes Holly Cole special: the emotional complexity of her interpretative approach, the unique attention to detail, a strong sense of minimalism, space and silence –creating tension and beauty as a result. All of this filtered through a telepathic sense of understanding with musicians who know every nuance of the music. They create the musical whole with authority and ease, an infallible sense of feel, color and expression. It’s probably fair to say that due to all of this, Holly Cole’s music today is richer, more sophisticated and more subtle than ever before – even when it comes to song staples she has sung many times. Some of them are present here: “Calling You”, “I Can See Clearly Now”, “Train Song” and others. They are songs that have played a major part in the singer’s career. And with all respect due to the singer’s expert work in the studio, it’s on the concert stage where she really shines the most. Her unique talents comes to the fore – improvisation, fun, intensity, entertainment, audience seduction. Musical magic made possible.
A special mention is more than apt for the DVD’s three extra films: „Holly In Japan“ talks about the special love affair between the artist and her Japanese audience. The Far East has embraced her from the beginning, she is considered a role model for modern 21st century women, smart and strong, sexy and romantic. Her music is viewed as individual artistic expression belonging to more than just one category, whatever that category may be. Holly Cole’s attitude seems to correspond with profound far-eastern life principles of personal integrity and fondness of musical intensity. So we accompany the band in Japan a little, we get to know places like Blue Note Tokyo and the “Holly Bar”… The film also presents a ruminative flashback to the terrifying Kobe earthquake of 2009, an event the Canadian musicians had to live through while on tour.
Documentary 2 „The Trio“ is a recollection of the early days of the Holly Cole Trio in Toronto. Holly, Aaron and David remember their early days of playing together, the first mutual steps as a unit, the phenomenal sense of surprise when falling into a mutual „thing“ almost accidentally – as it was meant to be. The original empathy for each other is still there and respective attitudes still correspond in a rare kind of quality. It’s the story of a musical quest leading to deep connections on a personal level.
Finally, „Coming To Toronto“ is adding a very important group of people to the picture: The Cole Family. Parents Leon and Carolyn Cole plus older brother Allen Cole, music people all of them. They reminisce about the daughter / sister they knew and still know. They also tell loving and humorous stories of days gone by. The Cole Family are obviously full of pride and respect for what their younger female member has achieved: “She has chosen her own path,” Carolyn says and the loving look on her face makes for a window into the family’s distinctly positive emotional make-up.
“Steal The Night” is one more fascinating step on this path. To watch Holly Cole take it is a joy and a pleasure to behold.