Der Mitschnitt eines historischen Konzertes des 2001 verstorbenen US-Akustikgitarristen vom März 1978 in Bremen. Die schwierige Persönlichkeit und tragische Biographie dieses amerikanischen Gitarrenpioniers sind heute von Mythen und Legenden umrankt – auch seine Musik hat nichts von ihrer eigentümlich sperrigen Faszination verloren. John Fahey schuf mit seiner Arbeit nicht nur die Grundlage für Nachfolger wie Leo Kottke und Michael Hedges, er wurde speziell in jüngerer Vergangenheit vom US-Rock-Underground als eine Vaterfigur der Avantgarde gefeiert. Dieser historische Radio Bremen-Mitschnitt präsentiert Fahey in klassischer Manier: solo und noch ganz im Vollbesitz seiner spielerischen Fertigkeiten. Die zweite Veröffentlichung der ON AIR-Reihe mit historischen und aktuellen Live-Aufnahmen.
Wer war John Fahey? Eine einfache Frage – die Antwort darauf scheint jedoch schier unmöglich. Doch soviel ist sicher: als der Gitarrist und Komponist John Fahey im Februar 2001 kurz vor seinem 62. Geburtstag in einem Hospital in Salem, Oregon, verstarb, verlor die Musikwelt einen Künstler, dessen umfangreiches Oeuvre ihn als einen großen amerikanischen Exzentriker und musikalischen Pionier ausweist. John Fahey inspirierte nicht nur unzählige Nachfolger, er hinterließ in seiner 40jährigen Karriere ein Werk, das in der amerikanischen Populärkultur einzigartig ist. Mehrere Dutzend Alben, Bücher und Artikel künden von dieser Einzigartigkeit. Dennoch nahm man nicht allzu viel Notiz vom Ableben Faheys, einer im Grunde tragischer Figur, die in ihren letzten Lebensjahren krank und verarmt in Motelzimmern und Autos lebte. Dennoch – die Musik und der Mythos John Faheys leben weiter: „Fahey ist einer der Helden, die die Kultur unseres Landes hervorgebracht hatt,“ so Gitarrist Leo Kottke über sein Idol, „Was er vermittelt hat, war eine musikalische Sichtweise, die es vor ihm nicht gegeben hatte.“ Dieses Urteil vermittelt sich auch auf ON AIR, dem historischen Mitschnitt eines Solokonzerts von John Fahey am 20. März 1978 in Bremen.
Den Menschen und den Mythos Fahey zu differenzieren – eine Aufgabe, die einerseits für das Verständnis seiner Musik essentiell ist, den Interessierten andererseits aber in ein wahres Labyrinth von Fakten und Fiktion führt, einen verworrenen Dschungel aus zum Teil aberwitzigen Ereignissen im Leben dieses Mannes, dessen persönliche Odyssee von der beschaulichen Welt einer Ostküsten-Mittelklassenfamilie an den äußersten Rand der US-Gesellschaft führte. Das Leben und die Kunst von John Fahey erscheinen wie ein Stück Fiktion mit verborgenen Bedeutungen, dessen Interpretation auf diffuse psychologische Bewußtseinsebenen führt. Fahey war ein Alchimist der Musik, er führte unterschiedliche Komponenten der (amerikanischen) Musikgeschichte zu etwas völlig Neuartigem und Andersartigem zusammen. In der Erkenntnis, daß hier jemand Musik von obskurer Andersartigkeit schuf, liegt ein Schlüssel zum Verständnis von Fahey – einer amerikanischen Gitarrenlegende, die in ihren letzten Jahren auch vom amerikanischen Rock-Underground als eine Art avantgardistischer Vaterfigur gewürdigt wurde.
Der historische Radio Bremen-Konzertmitschnitt vom März 1978 erinnert an die Musik dieses genialischen Mannes – so wie er stilbildend und prägend für viele seiner Nachfolger wurde: unsentimental und einsam, wortlos und solo, mit einer sechssaitigen Akustikgitarre, einem Bottleneck und ein paar Fingerpicks. Musik von großer Offenheit und Zeitlosigkeit. ON AIR – fast 70 Minuten lang John Fahey AKA „Blind Joe Death“ live in Bremen. Die zweite Veröffentlichung in der neuen CD-Reihe mit herausragenden historischen und aktuellen Liveaufnahmen auf TRADITION & MODERNE.