Ellen McIlwaine ist eine der weltbesten Slide-Gitarristinnen, die stilistisch nicht festzulegen ist. Ihr immer wieder aufflackernder Blues-Bezug ist lediglich der rote Faden einer individuellen Mischung aus Blues, Rock, Funk, Reggae und subtilen World Music-Anleihen. Aus vielen Songtexten spricht eine reife, weltoffene, engagierte Frau. Ellen McIlwaine kommt man dort am nächsten, wo sie ihre Persönlichkeit, ihre ungeheure Energie und ihre großartigen Talente ungehindert ausspielen kann: in der schweißtreibenden Atmosphäre ihrer Live-Auftritte. Das Konzert beim Bremer women in (e)motion-Festival war einer dieser Abende. Ein Erlebnis
Live ist Ellen McIlwaine in ihrem Element. Wer die leidenschaftliche Vollblut-Performerin einmal auf der Bühne erlebt hat, kann schwerlich begreifen, warum sie nicht zu den ruhmreichen, hoch gehandelten Stars der internationalen Rockszene gehört.
Ein Grund mag das Rockgeschäft selber sein, dessen Gesetzen sich Ellen McIlwaine nie anzupassen vermochte. Damit Hand in Hand gingen einige „schlechte Entscheidungen“ in ihrer inzwischen gut dreißigjährigen Karriere. Eine Rolle dürften auch persönliche Probleme gespielt haben, die längst bewältigte Vergangenheit sind. Ellen McIlwaine ist mit sich im Reinen, und sie spielt stärker, energetischer, mitreißender denn je. Das weiß nicht nur ihre ständig wachsende Anhängerschaft in Kanada, ihrer Wahlheimat, zu würdigen. Auch unter eingeweihten Musiker-Kollegen genießt Ellen McIlwaine als Gitarren-Stilistin ein überragendes Renommee.
Erste Kontakte mit der Rockszene hatte die junge Gitarristin und Sängerin Mitte der Sechziger geknüpft. Als Adoptivtochter amerikanischer Kirchenmissionare wuchs Ellen McIlwaine in Japan auf. Dort lernte sie zunächst artig Klavier, war allerdings schon bald anfällig für den rollenden Groove eines Fats Domino und die schiere Energie von Ray Charles. Mit dem Umzug in den Süden der USA, nach Atlanta, Georgia, und einer günstig erstandenen Gitarre tauchte sie in die Welt von Blues, Soul, Funk und R&B ein, die sie umgab – eine Brücke zum großen Rock-Aufbruch war geschlagen. 1966 lockte man die furiose Slide-Gitarristin, die Johnny Winter als wegweisenden Einfluß benennt, nach New York. Sie trat in Clubs mit Größen wie Muddy Waters auf, wurde von Jimi Hendrix protegiert, mit dem sie mehrfach zusammenspielte – doch der Weg durchs Labyrinth des wuchernden Rock-Business erwies sich als steinig, ganz besonders für eine Frau.
Über die Jahre nahm die vielgelobte Amerikanerin eine Handvoll Platten auf (zum Teil mit Unterstützung von hochkarätigen Sidemen wie Jack Bruce), ohne die breite Anerkennung zu erlangen, die ihr zugestanden hätte.
Heute macht sich Ellen McIlwaine, die fernab vom Szenetrubel in Calgary lebt, herzlich wenig Gedanken über das, was im Rockgeschäft viel zu oft wichtiger scheint als musikalische Qualitäten: das „richtige“ Image, das passende Outfit, die hilfreichen Beziehungen. Nach all den Erfahrungen ihrer wechselvollen Karriere genießt Ellen McIlwaine ihre Unabhängigkeit und schlägt Angebote lieber aus, als Kompromisse einzugehen. Musik ist für sie, wie sie sagt, „a special sacred thing“: etwas Heiliges, dem sie alles unterordnet.
Dabei legt sie sich stilistisch nicht fest, ist ihr immer wieder aufflackernder Blues-Bezug lediglich dr rote Faden einer individuellen Mischung aus Blues, Rock, Funk, Reggae und subtilen World Music-Anleihen. Aus vielen Songtexten spricht eine reife, weltoffene, engagierte Frau. Ellen McIlwaine kommt man dort am nächsten, wo sie ihre Persönlichkeit, ihre ungeheure Energie und ihre großartigen Talente ungehindert ausspielen kann: in der schweißtreibenden Atmosphäre ihrer Live-Auftritte. Das Konzert beim Bremer women in (e)motion-Festival war einer dieser Abende. Ein Erlebnis.