Die Vinyl-Erstausgabe des mittlerweile legendären Bremer Konzertes von Taj Mahal im Herbst 1993 ist ein wahres Schmuckstück. Nicht nur konnte für die Covergestaltung abermals der renommierte Grafikkünstler Henning Wagenbreth gewonnen werden. Der Berliner Professor und Musikkenner komponierte gleich für jeden Song des Albums neue Bilder, die sich in der Gesamtheit auf dem Cover zu einem in mehrerer Hinsicht farbigen Gesamtwerk zusammenfügen. Das stimmungsvolle und – auch durch den Gast Howard Johnson – besondere Mahal Solo/Duo-Konzert mit vielen Klassikern, erfährt so eine „analoge“ Neubelebung. Die zusätzliche visuelle Dimension schafft gewissermaßen ein neues Hörerlebnis und wird die Erstauflage dieser Vinyl-Veröffentlichung schon bald zu einem Sammlerstück machen.
Taj Mahal live und solo in Europa 1993 – das war für viele der damals Anwesenden wie eine willkommene Begegnung mit einem guten alten Bekannten. Und auch seitens des Künstlers gab es reichlich positive vibrations – wie sich in den persönlichen Bemerkungen Mahals zur ursprünglichen CD-Veröffentlichung dieses geschätzten Live-Albums mitteilt. Seit Jahr und Tag ist Taj Mahal erklärter Fan seines europäischen Publikums und weiß, was er ihm verdankt: „Over the years of touring and recording, special gems and magic nights happen! These recordings capture one such night. I am always flattered by the fact that the European audience is so much aware of what it is that I do and are such enthusiastic fans!”. Wer ihn kennt, der weiß – das ist mehr als nur ein Lippenbekenntnis. Taj Mahal war in der Tat bester Stimmung im Bremer Modernes am 6. Oktober 1993. Nach einer Karriere-Flaute in den achtziger Jahren war er nun wieder zurück mit interessanten neuen Alben und mit all dem was seine Live-Performances auszeichnet: ein viriler und lebendiger Querschnitt durch afroamerikanische Musiktraditionen – von karibisch inspiriertem Augenzwinkern („Satisfied’n’Tickled Too“) und allerlei Blues-Facetten bis zum Ernst eines schwarzen Prison Work-Songs („Take This Hammer“). Ein stilistisch geradezu idealtypischer Mahal-Mix mit vielen Highlights – inkl. einer humorigen Kurzlektion zur Publikums-Problematik: „Wie klatsche ich bluesgemäß auf ‚2’ und ‚4’“…. Ein intensives Konzert mit viel schwarzer Seele – wie so oft, aber nicht wie immer.
Intensive Interpretationen einiger Klassiker des schwarzen Bluesrepertoires kann man gemeinhin hören in Taj Mahals Live-Repertoire – so auch hier. Von der gewalttätigen Geschichte des archetypischen schwarzen tough guys „Stagger Lee“, über die Liebestragik von Robert Johnsons „Come On In My Kitchen“, zur Heiterkeit von „Sittin’ On Top Of The World“. Niemand singt diese legendären Songs so wie der große Bluesmann Taj Mahal. Das archaische Banjo-Instrumental „Tom & Sally Drake“ steht am Ende seines abwechslungsreichen Sets, wie auch vier weitere Songs von Taj Mahal gemeinsam mit Howard Johnson dargeboten. Der Jazzmann und Meistermusiker Howard Johnson war schon Anfang der siebziger Jahren einer von vier „Tieftönern“ in Mahals legendärer „Tuba-Band“, (DLP: „The Real Thing“, 1971), dazu Anfang der neunziger Jahre Mitglied der Bigband des Norddeutschen Rundfunks. Ein Wiedersehen, das den Künstlern viel Freude machte. Das Wiederhören des Gespanns Mahal/Johnson fünfzehn Jahre später bereitet ein nicht minder großes Vergnügen.
Schon für die Covergestaltung der ursprünglichen CD-Ausgabe von „An Evening Of Acoustic Music“ konnte der renommierte Grafikkünstler Henning Wagenbreth gewonnen werden. Der an der Berliner Universität der Künste am Studiengang Visuelle Kommunikation lehrende Künstler ist nicht nur einer der faszinierendsten Grafikkünstler der Gegenwart, Henning Wagenbreth ist dazu schon seit DDR-Jugendzeiten ein kenntnisreicher Liebhaber afroamerikanischer Musikwelten. Für die Covergestaltung der hochwertigen neuen Vinylausgabe dieses Mahal-Livealbums hat Henning Wagenbreth jeden Song neu illustriert – mit der ihm eigenen Kombination aus surrealistischem Spiel und expressionistischer Sachlichkeit. Das absurde seines künstlerischen Ausdrucks setzt sich auf gewohnt farbige Art und Weise mit den Inhalten der Songs von Taj Mahal in Beziehung.
Das musikalische Universum von Taj Mahal erhält mit der Arbeit des deutschen Grafikkünstlers in der Tat eine neue Dimension. Eine Coverarbeit, die sicherlich schon bald ein Sammlerstück für Kunstinteressierte und Wagenbreth-Fans sein wird. Denn die skurrile Bildkunst des Berliner Professors und Musikliebhabers beschäftigt sich intensiv und nicht ohne Humor mit der afroamerikanischen (Lebens-)Erfahrung in den Songs des Bluesmanns Mahal. Diese rückt dem Hörer auf neue Art und Weise näher. Schon ein einziger Blick auf das schillernd bunte und vitale Cover des Albums macht deutlich: Hier treffen zwei individuelle Künstlerstimmen aus unterschiedlichen Welten aufeinander und korrespondieren neu miteinander. Die Aura eines genialen Plattencovers als positive optische Ergänzung zur auditiven Wahrnehmung der Musik – so wie es in der analogen Welt einst gang und gäbe war. So wie es auch Taj Mahal’s „An Evening Of Acoustic Music“ wunderbar bekommt. Jetzt erstmalig auch auf Vinyl.