Ein Weihnachtsalbum im Falle von Holly Cole wohl nur eine Frage der Zeit. Schon rein namenstechnisch prädestiniert für ein derartiges Unterfangen, vermag sie auch musikalisch dem Christenfest neues Leben einzuhauchen. Zusammen mit Freund und Pianist Aaron Davis präsentiert die meisterliche Interpretin aus Kanada die Inszenierung eines „Winter-Wunderlands“ für Skeptiker mit Interpretation von „seasonal songs“ ohne stilistische Scheuklappen. In Holly Coles musikalischer Weihnachtsvision haben sogar auch Humor und Erotik Platz. Dabei gehen orchestrale und intime Jazz-Arrangements Hand in Hand. Verspielt, einzigartig, zeitlos Holly Cole goes Christmas.
Holly Cole hat augenscheinlich eine ganz besondere Beziehung zu Weihnachten.
Ihre Eltern nannten sie „Holly“, weil sie an einem 25. November geboren wurde, exakt einen Monat vor Weihnachten.
1991 erschien ihre erste Plattenaufnahme, die EP“The Christmas Blues“. Gefolgt von dem weihnachtlichen Live Album „Count Your Blessings“ with Mary Margret O’Hara, Jane Siberry, Victoria Williams und Rebecca Jenkins, es erschien 1994. Und wie Mistelzweige und glänzende, verpackte Geschenke, gehört Coles jährliche Konzerttournee mit einem Sinfonieorchester in Kanada zur weihnachtlichen Tradition.
„Mit einem Namen wie Holly Cole, weiß man, daß man für Weihnachtskonzerte bestimmt ist,“ sagt die reizende kanadische Sängerin mitten in den Vorbereitungen zu ihrer Herbsttournee, die sie durch Deutschland, Schweiz und Japan führen wird.
Gleichzeitig gibt sie zu, der Weihnachtszeit mit gemischten Gefühlen zu begegnen. Wie viele, mag sie sich nicht mit der aufdringlichen Kommerzialisierung und dem damit verbundenen Stress anfreunden. Aber sie schätzt die Feiertage als Ruhephase und als eine Zeit, in der sie sich auf die wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren kann.
„Weihnachten ist beides: höllisch und großartig,“ sagt sie. „Ich liebe es wirklich. Ich liebe es, die Zeit mit Menschen zu verbringen, die mir soviel bedeuten — meiner Familie und meinen Freunden. Es ist die einzige Zeit des Jahres in der ich wirklich aufhören muß zu arbeiten, da alles ruht.“
„Als ich Kind war,war Weihnachten in unserer Familie immer großartig. Riesige Weihnachtsbäume und große Truthähne. Ich habe drei Brüder und als richtiger Wildfang wollte ich natürlich immer die Spielzeuglaster und alles was sie bekamen. Und Barbie wollte ich trotzdem noch. Halifax, wo ich aufgewachsen bin, war Weihnachten ein richtiges Winter-Wunder-Land.“
Baby, It’s Cold Outside wurde in Toronto in den Inception Sound Studios und McClear Digital Studios aufgenommen, produziert von Holly Cole und ihrem langjährigen Begleiter, dem Pianisten Aaron Davis, der auch die glänzenden Arrangements für das 27-köpfige Orchester geschrieben hat. Es ist bei vier Titeln zu hören: <img src=“bilder/Holly_C-Baby_1.jpg“align=“left“vspace=“5″hspace=“5″>Zat You Santa Claus, Santa Baby und Wildwood Carol sowie auf dem Titelstück.. Eine Kerngruppe von vier Musikern unterstützt Holly Cole: David Piltch und George Koller (Bass), Mark Kelso (Schlagzeug) und Brian Barlow (Perkussion).
„Wir haben versucht die Arrangements einfach zu halten,“ sagt Cole. „Aaron und ich machen die meisten der Arrangements selber. Wir arbeiten seit mehr als zehn Jahren zusammen, so daß wir ein perfekt eingespieltes Team bilden. Aber es gibt trotzdem noch Überraschungen, da wir an vielen verschiedener Projekten arbeiten und immer versuchen etwas neues zu entdecken“
Baby, It’s Cold Outside bietet ein breites Spektrum an winterlichen Stimmungen. Es sind nicht nur beliebte Weihnachtslieder, angehäuft wie eine Portion gerösteter Maronen. Während des Zuhörens wird deutlich: Holly genießt es, sich über Weihnachten lustig zu machen. Sie amüsiert sich über unser Bild vom Weihnachtsmann und es bereitet ihr das größte Vergnügen, diesen Liedern eine gewisse Erotik zu verleihen. Sie holt aus dem Material, was man bislang darin nicht vermutet hätte.
Cole hat die Weihnachtslieder mit demselben kritischen Ohr ausgewählt wie die Lieder ihrer vohergehenden
Veröffentlichungen. Sie hat nicht nur das Repertoire ausgewählt, sondern sie interpretiert es in einer Weise, daß es tatsächlich ihr eigenes wird.
„Was ich wollte waren Lieder, die zwar bekannt sind aber nicht die Reaktion: <Oh nein, nicht schon wieder dieser Song> hervorrufen. Ich wollte weniger bekannte kombinieren mit wohlbekannten Stücken, die ich in etwas verwandelt habe, was sie voher nicht waren.“
Das Album ist ein Mix von ansteckenden Weihnachtsklassikern (The Christmas Song, Sleigh Ride and I’ll be home for Christmas) mit zeitgenössischen Songs von Holly Coles Freundin Mary Margaret O’Hara (Never No) und Aaron Davis (What About Me).
Unter den eher traditionellen Schätzen des Albums sind ihre Version von Vince Guaraldi Trio’s Chistmas Time is Here (ursprünglich aus dem TV Film ‚A Charlie Brown Christmas‘ von 1987), eine Fassung von Percy Faith’s Christimas Is, inspiriert von einer Lou Rawls Version und zwei exquisite Traditionals: What Is This Lovely Fragrance und Wildwood Carol.
If We Make It Through December ist eine Version von Merle Haggard’s 1973er Country Hit. „Merle ist die Größte,“ betont Cole. „Das Beste der Country Musik ist George Jones wenn er Merle Haggard singt. George ist mein Lieblings-Countrysänger; Merle ist meine favorisierte Songschreiberin. Es ist ein sehr trauriges Lied. Es erzählt die Geschichte eines Paares, das es nicht durch den Dezember hindurch schaffen wird, aus welchen Gründen auch immer. Es ist definitiv kein leichtes, fröhliches Weihnachtslied.“
Auf ihrer Webseite hat Cole Vorschläge ihrer Fans für das Album gesammelt. Die Durchsicht ihrer Favoriten und Kommentare hat sie sehr genossen.
„Ich wollte wirklich wissen, was die Fans wollen,“ sagt sie. „Ich wollte wissen was sie, an dem was ich tue, mögen. Ich wurde überschwemmt mit Ideen. Einige waren extrem interessant und überraschend. Von einigen Liedern hatte ich nie gehört, also suchte ich sie in der Bücherei. Einige waren bekannte Songs oder Songs die ich schon ausgewählt hatte. Ich war überrascht wieviele Leute den ‚Christmas Song‘ auf dem Album haben wollten. Ich wollte ihn eigentlich nicht singen, da er so bekannt ist. Aber so viele Leute wollten es und ich liebe das Lied, also sang ich es.“
Holly Coles Duettpartner des Titelstückes Baby, It’s Cold Outside ist Ed Robertson von den Barenaked Ladies.<img src=“bilder/Holly_C-Baby_2.jpg“align=“right“vspace=“20″hspace=“20″>
„Ich liebe das Orchester Arrangement. Es ist ein Verneigen vor dem altmodischen Frank Loesser, aber mit einem schiefen Grinsen im Gesicht. Das Arrangement erinnert an Burt Bacharach mit einem Teil Beatnik und Alt-Flöte. Ich hätte fast Bongos mit eingefügt, aber dann befürchtete ich damit über das Ziel hinauszuschiessen.“
Das Album bietet zudem schwungvolle Versionen von Eartha Kitt’s 1953er Hit Santa Baby und Zat You Santa Claus, populär geworden durch Louis Armstrong. Das verführerische Santa Baby ist Coles absolutes Lieblings-Weinachtslied. „Ich habe den Song seit Jahren gesungen, aber nie in einem Studio aufgenommen,“ sagt sie. „Es ist ein zeitloses Lied. Das Motiv des Songs — es ist ziemlich witzig- ist weihnachtliche Habgier.“
„Die einzige Person, die ich jemals Zat You Santa Claus singen hören habe, war Louis Armstrong. Ich liebe es weil es so spielerisch ist. Wieviele Songs gibt es schon über die Angst vorm Weihnachtsmann ? Aaron hat ein bewundernswertes Arrangement für das Lied geschaffen.“
Sleigh Ride ist ein lebhafte Feiertagsklassiker über bimmelnden Schlittenschellen in einem Wunderland aus Schnee. Es ist einer von Holly Coles Favoriten auf dem Album.
„Ich liebe das Lied; ich habe es immer geliebt,“ sagt Cole. “ Der Song ist trügerisch schwierig zu singen. Es war eines der schwierigsten Lieder des Albums. Die Melodie ist so ungewöhnlich. Die meisten Songs haben zwei Teile – A und B. Dieser Song hat A, B, C und D, alle in verschiedenen Tonarten. Besonders die Zeile ‚We’re gliding along with a song of a wintry fairy land‘ ist schwierig zu singen. Niemand denkt das, weil sie den Song schon so oft gehört haben.“
Ein weiteres wundervolles Duett auf dem Album ist das Zusammenspiel von Holly Cole und Aaron Davis bei I’ll Be Home For Christmas. Vor der Aufnahme hatten die beiden den Song noch nie zusammen gespielt. „Wir spielten es einmal und ich sagte, das ist die Aufnahme. Ich ändere nichts. Alles klingt toll. Nächster Song.'“
Nach einer Pause im letzten Jahr, wird Cole im Rahmen ihrer „Baby, It’s Cold Outside“ Weihnachtstournee 16 Konzerte mit Sinfonieorchestern in Kanada im November und Dezember 2001 geben. Davor wird sie mit ihrer Band im Oktober in Deutschland und in der Schweiz, sowie im November in Japan auftreten.