Sandy Dillon wächst auf in Cape Cod, Massachussetts. „Kennedy Country“, wie Amerikaner in Anspielung auf die Herkunft des berühmten Politiker-Clans oft sagen. Schon mit sechs Jahren ist sie eine klassische Klavierschülerin, erlangt später einen Abschluss in „Traditional Composition For Orchestral Music“ an der Berklee School of Music. Mit zwanzig geht sie nach New York, spielt Piano in Underground Bars, lebt in der Bohème des Chelsea Hotel, produziert zwei Alben mit Bowie-Gitarrist Mick Ronson (die nie erschienen…) und sie gibt Janis Joplin auf einer Broadway-Bühne. Mitte der achtziger Jahre dann der Wechsel nach England, 1999 nach einigen Fehlstarts das großartige CD-Debut „Electric Chair“. Die Alben „East Overshoe“, „Nobody’s Sweetheart“ und „Pull The Strings“ folgen.
Im Frühjahr 2000 debutiert Sandy Dillon live in Deutschland beim Festival „Women in (E)motion“. Die Kritik verortet sie mangels weiblicher Alternativen in einem Dreieck Tom Waits – Captain Beefheart – Louis Armstrong. Sie selbst erwähnt auch Dylan, Janis Joplin und Hank Williams. Als eine Art Schamanin der Blues-Avantgarde wird Sandy Dillon gewürdigt und vor allem das kontinentaleuropäische Publikum schätzt die intensive Amerikanerin. Man mag ihre aufrüttelnden Stimm- und Klangwelten. Es ist ein minimalistischer Sound, den Sandy Dillon kreiert, mit schwarzhumoriger Do-It-Yourself-Punk-Attitüde, in schroffem Gegensatz zu allen glattgebügelten Blues-Klischees. Musikalische Dekonstruktion und emotionale Authentizität – das sind die grundlegenden Koordinaten. Für Sandy Dillon ist es Überlebens-Musik – „Music as a means for survival“.