Guy Davis ist ein Multitalent. Der Sohn der Schauspieler und Bürgerrechtler Ossie Davis und Ruby Dee ist nicht nur Sänger und Gitarrist. Er ist auch Schauspieler, Songwriter, Autor, Regisseur und Theatermann. Ein Künstler, der tief verwurzelt ist in der Kulturgeschichte des schwarzen Amerika. Geboren und aufgewachsen in New York, kam Guy Davis schon als Kind mit vielen großen Persönlichkeiten der afro-amerikanischen Gesellschaft zusammen: Sidney Poitier, Harry Belafonte, Amiri Baraka …. Es kamen zahlreiche dieser prägenden Begegnungen zustande, denn die Familie Davis führte ein offenes Haus. Das Künstlertum von Ossie Davis und Ruby Lee stand dabei gleichberechtigt neben dem Kampf für die Bürgerrechte. Die Kunst war nicht abgekoppelt vom Leben – eine Identität stiftende und inspirierende Haltung auch für die nachfolgende Generation.
Viele Freunde der Familie Davis schrieben Geschichte: Martin Luther King Jr, Malcolm X, Jesse Jackson. Ossie Davis selbst hielt die Grabrede für Malcolm X und sprach später den bemerkenswerten Satz: „A mind is a terrible thing to waste“. Zu hören in einem Spot für den American Negro College Fund und frei übersetzt: „Geist und Talent soll man nicht verschwenden“. Eine Aussage, die auch als Überschrift für die Karriere des Bluesmanns Guy Davis dienen könnte, denn auch seine Arbeit findet nicht nur auf Bühnen und in Tonstudios statt, auch bei sommerlichen Musik-Camps und in vielen Schulen.
Die Karriere der prominenten Eltern von Guy Davis hatte einst in der Theaterszene von Harlem begonnen. Brilliante Autoren wie Langston Hughes, Zora Neale Hurston und Ralph Ellison bereicherten und prägten das fortschrittliche Bewusstsein der Familie Davis mit ihrem Werk. So drang auch der Blues unweigerlich im Laufe seiner formativen Jahre an das Ohr von Guy Davis. Schon als Teenager erlebte er zunächst Buddy Guy und dann sein späteres Idol Taj Mahal live. Musikerlebnisse, die Weichen stellten für sein eigenes Leben und die Entscheidung für ein professionelles Leben auch als Musiker.
Lange suchte Guy Davis in der Folgezeit nach der besten Möglichkeit, Musik und Schauspielerei zu verbinden. Für das legendäre Folkways-Label nahm er 1978 ein erstes Album auf, doch erst Mitte der neunziger Jahre fand er – nach zahlreichen Aktivitäten auf Theaterbühnen – Anerkennung auch als Bluesmann. Alben wie „You Don’t Know My Mind“ oder „Butt Naked Free“ brachten ihm um die Jahrtausendwende den längst verdienten Erfolg und Nominierungen für W.C.Handy-Blues-Awards ein. Guy Davis konnte sich fortan als einer der wichtigsten zeitgenössischen Acoustic Blues-Künstler positionieren. Ein Rang, der ihm bis heute sicher ist.