Geboren wurde Freddie Roulette 1939 in Evanston, Illinois, etwas nördlich von Chicago. Als Teenager sieht er eine Mitschülerin auf einer Lap-Steel-Gitarre spielen und ist sofort fasziniert. Freddie lernt schnell und binnen kurzer Zeit zieht es ihn auf die Blues-Szene der Stadt. Der Slide-Sound der Lap-Steel, der horizontal mit einem tone bar aus Stahl oder Hartgummi gespielten „Hawaii-Gitarre“, ist im Blues kaum verbreitet und rasch werden die Stars der Chicago-Szene auf Roulette aufmerksam.
Die Geschichte der Lap Steel in der amerikanischen Musik geht zurück bis an die vorletzte Jahrhundertwende. Der ursprüngliche Erfinder dieses Instrumentes ist nicht bekannt, unstrittig ist jedoch, dass es in Hawaii entwickelt und popularisiert wurde. Mit hawaiianischen Ensembles wurde sein Klang in der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts in den USA populär und er verbreitete sich rasch. Die frühen elektrischen Lap-Steels zählten in den dreißiger Jahren zu den ersten und vor allem populärsten E-Gitarren. Speziell die Instrumente der Firmen National aus den vierziger Jahren werden heute kultisch verehrt. Auch Freddie Roulette spielt eines dieser National-Instrumente aus den vierziger Jahren, in seinem Fall eines mit zwei Hälsen und acht Saiten, auf offene Dur-Akkorde gestimmt.
Der bescheidene Freddie Roulette erregt Aufsehen in Chicago mit seinem Sound. Slide-Gitarrist Earl Hooker lädt ihn zu Sessions ein und die weiße Blues-Szene um Gitarrist Mike Bloomfield ist in ihrer ersten Blüte. Der junge Harvey Mandel beginnt ebenfalls seine Karriere auf der Chicago-Szene und auch auf Alben von ihm wird man später die Gitarre von Freddie Roulette hören. Doch Freddie hält es nicht in Chicago, denn er sieht sich von Anfang an nicht als reinen Blues-Musiker. Als er von Charlie Musselwhite das Angebot für eine Westcoast.-Tour bekommt, kehrt Freddie Roulette Chicago den Rücken. Seit mehr als fünfunddreißig Jahren lebt er mittlerweile in Berkeley, Kalifornien.
Fotos: Petra Hanisch