Die (Lebens-) Geschichte der Sängerin, Songwriterin und Pianistin spielte bislang in vier (Musik-)Städten der USA: Chicago – Cleveland – New York – New Orleans. Geboren wurde sie in Wheaton, Illinois, einem Vorort von Chicago, dazu ein Ort mit sehr hoher Kirchendichte. Beileibe kein weltanschaulicher Einfluss für Stephanie, die dieses Album am schönen Steinway-Flügel im Elternhaus aufnahm und den Raum dafür kurzerhand in „Hell House Studio“ umbenannte. Musik spielte ohnehin eine große Rolle in der Familie Nilles – vor allem eigenes Musizieren, als Teil der emotionalen „Grundausbildung“ , wie Stephanie sagt.
Alle Genres sind willkommen im Hause Nilles – von Pete Seeger bis Beatles, von Pink Floyd bis Mozart. Mit fünf Jahren beginnt Stephanie, Klavier zu spielen, später auch Cello. Sie wird klassische Musikerin und macht ein Klavierexamen am Cleveland Institute Of Music. „Ich spielte in internationalen Wettbewerben, übte allein in einem Raum sieben, acht Stunden am Tag. Doch langsam dämmerte es mir, dass ich unglücklich war,“ sagt sie heute. „Ich fühlte immer mehr, dass die Musik, die ich spielte keinen Bezug zur Welt um mich herum hatte. Realistisch betrachtet, blickte ich auf die Erwartung dauerhafter Arbeitslosigkeit. Ich wurde es einfach leid, achtzig Prozent meiner Zeit damit zu verbringen, zweihundert Jahre alte Meisterwerke zu perfektionieren.“ Stephanie Nilles trifft als Konsequenz mit Anfang zwanzig eine Entscheidung: Sie steigt aus der klassischen Musikwelt aus.
Stephanie Nilles geht nach New York City, taucht ein in die alternative Musik-Szene der Stadt. Sie jobbt und besucht Clubs im East Village, hört dort die jungen Wilden der Anti-Folk-Bewegung. Sie trifft auf viele Jazzmusiker, die ehemals Klassik-Studenten waren. Die wechselhafte musikalische Qualität des Gebotenen ermutigt sie schließlich, auch eigene Texte zu vertonen. Schon vorher als Slam Poetry öffentlich vorgetragen und vom Publikum gewürdigt. Stephanie gelingt es so, sich neu zu erfinden und ihre kreative Frustration zu überwinden. „Ich konnte in New York endlich meine Angst vor dem Komponieren überwinden, die in mir installiert worden war durch das jahrelange Üben klassischer Kunstwerke, von denen ich wusste, dass ich sie nie würde gut genug reproduzieren können.“ Über „Open-Mic“-Abende findet Stephanie den Weg zurück auf die Bühne, hinein in etwas Neues und Eigenes. Die Songwriterin und Performerin Stephanie Nilles wird geboren, sie geht auf Tour und lebt dafür. Immer unterwegs im Auto, zu Auftritten in Bars und Clubs, Wohnzimmern und Coffee Houses – quer durch die Vereinigten Staaten. Im Januar 2011 feiert sie ihr deutsches Live-Debut mit mehreren Auftritten beim Bremer Festival „Women In (E)-Motion“.
Fotos: Kellie Coughlin
Foto: Leonard Lopp
Foto: Jochen Mönch