Geboren im Jahr 1964, wächst Lester Q. als Sohn dänisch-niederländischer Eltern im ärmlichen Norden von Edmonton auf, im Arbeiterklassen-Milieu einer rapide wachsenden Stadt. Ein Ort mit“blue collar”-Seele und einem großen Herz für Musik, Theater und Kunst. Eine Gitarre war im Haus, mit 15 gibt es die erste elektrische für Lester. Kurz darauf folgt die erste Garagenband, zwar noch ohne Blues, doch der Virus lässt nicht lange auf sich warten. John Lee Hooker und Chicago Blues schlagen die ersten Schneisen ins Hirn und auch andere weiße Jungs aus Kanada haben in diesen Jahren erste große Blues-Ambitionen: David Wilcox, die Downchild Blues Band, Dutch Mason…
Lester Quitzau beginnt früh den Teil seines Lebens, der in der Blueswelt gern als „paying one’s dues” bezeichnet wird. Wilde Lehrjahre in Edmonton mit (Cover-)Bands wie den Slippin’ Lizards oder den Yard Dogs. Das sind gute Barbands mit einem Faible für Partystimmung und Trinkgelage. Doch Lester hat das Glück, mit dem Bassisten Farley Scott eine fortgeschrittene Persönlichkeit kennen zu lernen – einen Mann mit Geschmack. Er lehrt Lester das Wesentliche: die essentiellen Blues-Licks, die Tricks des Business, wie man auf die eigene Gesundheit achtet. Nach einer halben Dekade als „Yard Dog” zieht es Lester Quitzau schließlich 1993 auch an die Westküste Kanadas, in die Provinz British Columbia. Hippie-Land und eine gute Abwechslung zum rauen Klima Edmontons. In British Columbia entsteht auch das erste Quitzau-Album KEEP ON WALKING. Das Songwriter-Talent und eine individuelle Blues-Stimme sind darauf schon zu hören. Doch Lester entwickelt sich schnell weiter. Bereits Album Nr. 2 – A BIG LOVE – ist elektrisch, eklektisch und gut produziert – im Blues/Roots-Genre wahrlich keine Selbstverständlichkeit.
Ein Individualist ist geboren – auch SO HERE WE ARE spricht diesbezüglich Bände. „Ich habe immer die Ehrlichkeit des Blues gemocht,” sagt Quitzau, „aber für mich ist die Gegenwart genau so wichtig. Ich möchte kein Museumsstück sein.” Die nordamerikanische Folk-Szene bietet dem Kanadier in den Folgejahren reichlich Arbeit, denn im Zuge der stilistischen Umarmung von Folk, Weltmusik und Blues entsteht eine Szene, die guten Roots-Künstlern ein Netzwerk von Jobs bietet. Es kommt zu kreativen Begegnungen mit Größen wie Charles Brown, John Hammond, David Lindley, Martin Simpson und Los Lobos.
Das Trio TRI/CONTINENTAL bewirkt einen weiteren kreativen Schub. Blues, Folk, afrikanische Saitenklänge – eine musikalische Synthese der besonderen Art. Lester Quitzau ist einer der drei gleichberechtigten Architekten dieses neuen und gleichzeitig zeitlosen Sounds. T & M schrieb dazu im Info zur TRI/C.-CD: „Quitzau ist kein Purist, sondern ein sensibler Typ, dessen Spiel Sinn für offene Räume, interessante Texturen und musikalischen Atem verrät. Inspiriert von der Ehrlichkeit des Blues, vermittelt Quitzau mit seinem Spiel keinen museal geprägten Ansatz, sondern versprüht Aktualität und Authentizität, Prägnanz und Gefühl”.
So Here We Are – „hier“ heißt: angekommen in virtuos gespieltem Blues. Der Chef glänzt an Gitarre und Mikrofon, die beiden Begleiter meist an Bass und Schlagzeug. Und was die drei scheinbar lässig aus Rock, Blues und etwas Funk zaubern, erfordert einiges Talent. Sehr modern klingt das kanadische Trio nicht – eher zeitlos hochklassig. Power ohne Hauruck-Sounds, Feeling ohne ödes Geplänkel: Nach dieser dritten CD sollten sich Bluesfans Lester Quitzaus sperrigen Namen merken. (AUDIO)
So vielseitig und komplex dieses Album auch ist, es klingt dennoch ungemein homogen und lässt keine Sekunde Langeweile aufkommen. Mit spürbarer Gelassenheit entwickelt der Sohn dänisch-niederländischer Eltern, der in Edmonton aufgewachsen ist, immer neue Spannungsmomente. SO HERE WE ARE – endlich ist Quitzau auch hier zu Lande angekommen! Man kann sich nur zu dieser Entdeckung gratulieren und sollte sie sofort und bedenkenlos weiter empfehlen. (Good Times))
Der Bremer Labelname ist bei Quitzau Programm: Tradition & Moderne – selten war eine CD zu hören, die so den Verpflichtungen der Vergangenheit nachkommt und gleichzeitig so zeitgemäß klingt wie dieses Album. Chris Whitley hat zuletzt diesen Spagat bewältigt. „So Here We Are“, erinnert in seiner dichten Atmosphäre an die Songs von Quitzaus New Yorker Kollegen. Genau diese intensiven Singer-Songwriter-Balladen, als Kontrast zu den intelligent umgesetzten 12-Taktern, machen den Reiz des Albums aus. Das grandiose Roots-Album setzt den Maßstab für dieses Jahr. (news) )